Hiermit erkläre ich öffentlich
meinen Rücktritt vom Erwachsensein

Ich habe beschlossen, ich würde
gerne wieder die Bedürfnisse eines
6jährigen annehmen.
Ich möchte zu McDonalds gehen und
denken, es handle sich um ein
Vier-Sterne-Restaurant.
Ich möchte kleine Stöckchen über
eine frische Lehmpfütze segeln
lassen und kleine Wellen mit
Steinchen machen.
Ich möchte denken, dass Smarties
besser sind als Geld, weil man sie
essen kann.
Ich möchte unter einer großen Eiche
liegen und an einem heißen
Sommertag mit meinen Freunden einen
Limonadenverkauf betreiben.
Ich möchte zu einer Zeit
zurückkehren, als das Leben einfach
war.
Als alles, was ich kannte, Farben,
Rechentafeln und einfache
Schlaflieder waren, was mich aber
nicht gestört hat, weil ich nicht
wusste, was ich nicht wusste, und
darüber auch nicht besorgt war.
Als Glücklichsein alles war, was
ich konnte, weil ich nichts über
all die Dinge wusste,
die einen beunruhigen und die einen
aufregen würden.
Ich möchte denken, dass die Welt
gerecht ist. Dass jeder in ihr
aufrecht und gut ist.
Ich möchte glauben, dass einfach
alles möglich ist.
Irgendwann in meiner Jugend...
Ich wuchs auf und lernte zuviel.
Ich erfuhr von nuklearen Waffen,
von Krieg, Vorurteilen, dem Sterben
und von misshandelten Kindern.
Ich erfuhr von Lügen, unglücklichen
Ehen, Leid, Krankheit, Schmerz und
Tod.
Ich erfuhr eine Welt, in der Männer
Ihre Familien verließen, um für
unser Land zu kämpfen,
und wie sie zurückkehrten und ihr
Leben in den Straßen beendeten; um
ihre nächste Mahlzeit bettelnd.
Ich erfuhr eine Welt, in der Kinder
wussten wie man tötet... und
selber stirbt ! !
Was ist mit der Zeit geschehen, zu
der wir glaubten, dass jeder ewig
leben würde,
weil wir das Prinzip des Todes
nicht begreifen konnten?
Zu der wir glaubten, dass das
Schlimmste, was uns in dieser Welt
passieren konnte, wäre,
dass uns jemand unser Springseil
wegnehmen würde oder uns als
letzten in die Fußballmannschaft
wählen würde.
Ich möchte gleichgültig sein
gegenüber der Verworrenheit des
Lebens
und wieder überschwänglich erfreut
sein an den kleinen Dingen.
Ich möchte zu den Tagen
zurückkehren, als Lesen für Spaß
stand und Musik rein war.
Als das Fernsehen dazu da war,
Neuigkeiten zu übertragen oder zur
Familienunterhaltung,
und nicht, um für Sex, Gewalt und
Täuschung zu werben.
Ich erinnere mich, naiv gewesen zu
sein und gedacht zu haben, dass
jeder glücklich war, weil ich es
war.
Ich würde am Strand entlang laufen
und nur an den Sand zwischen meinen
Zehen denken,
und an die schönste Muschel, die
ich nur finden könnte.
Ich würde meine Nachmittage damit
verbringen, auf Bäume zu klettern
oder mit meinem Fahrrad zu fahren.
Ich wäre nicht besorgt über Zeit
oder Rechnungen oder darüber, wie
ich das Geld für die nächste
Reparatur
meines Autos auftreiben könnte.
Ich malte mir aus, was ich tun oder
sein würde, wenn ich größer wäre,
und grübelte nicht darüber,
was ich täte, wenn dies nicht
klappen würde. Ich möchte wieder
einfach leben.
Ich möchte nicht, dass meine Tage
aus Computerabstürzen, Bergen von
Akten
und deprimierenden Nachrichten
bestehen oder wie ich mehr Tage
überlebte, als dem das Geld auf der
Bank, Arztrechnungen,
Nickeligkeiten, Krankheit und
Verlust von Geliebten
entgegenstehen würde.
Ich möchte an die Kraft eines
Lächelns, einer Umarmung, eines
netten Wortes glauben,
an Wahrheit, Frieden, Träume, an
die Vorstellungskraft, die
Menschheit
und an die Kraft, die davon
ausgeht, im Liegen Rauschgoldengel
in den frischen Schnee zu formen.
Ich möchte wieder sechs sein.

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